Kunst trifft Kunst 2016
Ausschnitte einer Kulturreise
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und im Newsletter Dezember 2016
Zum dritten Mal hatten Arno Leicht und Hubert Pfeil für das Wochenende nach Trinitatis zu „Kunst trifft Kunst“ eingeladen. So wie das Singen schon vor dem ersten Ton beginnt, waren wir aus allen Richtungen nach der Mitte von Deutschland aufgebrochen, um an drei Tagen in Erfurt den verschiedenen Schichten von Kultur, Kunst und gelebter Spiritualität nachzuspüren.
Im Erfurter Dom
Wir ließen uns die verschiedenen Schätze des Doms zeigen, u.a. den bronzenen Wolfram-Leuchter. Wir sangen einen Kanon in den noch leeren und weiten Raum des Kirchenschiffs und feierten anschließend den Gottesdienst mit einem Bischof ohne jegliche Assistenz
Das Triangelportal des Doms eröffnete uns neue Räume zu so noch nicht Gesehenem und nicht für möglich Gehaltenem.
Das Gemälde mit dem Einhorn zeigte uns den magischen Moment der Verkündigung, der Empfängnis des Ungeahnten. Das Einhorn kann seit uralter Zeit nur von einer Jungfrau gefangen werden. Ein festgehaltener Augenblick im hortus conclusus, dem verborgenen Garten des Hohen Liedes, ein Zeugnis der sagenhaften Überlieferungen und der zumeist gut verborgenen Innenräume auch heutiger Menschen.
Das Grabmal des zweibeweibten Grafen von Gleichen stellte uns vor Augen, wie sich das scheinbar Unmögliche zusammenfügt im vielfach gebrochenen Licht der facettenreichen Fensterrose, in dem der Blick versinkt und nichts mehr von sich weiß.
Im Kloster Martin Luthers
Im Kapitelsaal, wo fast ein halbes Jahrtausend später Papst Benedikt ein Gespräch mit evangelischen Christen geführt hat, haben wir ein Vater-unser-Lied mit dem Text von Martin Luther und der Vertonung von J.S. Bach gesungen.
Im Kloster der Augustinereremiten dann die auf das Wesentliche reduzierte Lutherrose. Hier auch der schlichte Kreuzgang, in dem bis heute das Stillschweigen gewahrt wird. Klärendes Schweigen für das gesammelte Wissen einer riesigen Bibliothek, ausgehend von der Tora, die mit ausdrücklicher Erlaubnis der jüdischen Gemeinde aus der Synagoge in dieses Kloster verbracht wurde und auf die vielfältigen Traditionslinien unserer Geistes- und Glaubensgeschichte verweist, der wir uns oft genug nur wenig bewusst sind.
Predigerkirche
„Man kann Gott nicht besser finden als dort, wo man ihn lässt“
„Nimm dich selber wahr, und wo du dich findest, da lass dich“
Die Predigerkirche mit der schlichten Gotik der Bettelorden war Anlass, über ein paar Sätze von Meister Eckart, der hier als Dominikaner gelebt und gelehrt hat, zu meditieren.
Dabei ging es um das Thema „Lassen“
Auf dem Lettner sangen wir ein meditatives „Laudate omnes gentes“ in den lichten Raum.
In der Stadt am Strom mühten wir uns um strömende Töne, den reinen Zusammenklang, der nur in der Perfektion als schön empfunden wird. Über Quint undOktav erschlossen sich uns Proportionen, die uns in ihrer Klarheit beruhigen. An der Wirkungsstätte Meister Eckharts spürten wir dem Licht nach, das durch eine immer offene Tür in die Welt kommt. und von der Finsternis nicht ergriffen wird. Es gibt wohl Schranken zwischen dem Heiligen und Profanen, wie etwa den steinernen Lettner, aber unser Gesang überwand diese Grenze mühelos, füllte den ganzen Raum und uns aus bis insKreuzrippengewölbe und hin zu den Schlusssteinen. Jeder bunt gestaltet, keiner dem nächsten gleich, das Gewölbe tragend und alle Spannungen nach außen ableitend. Die Botschaft dieser Predigt in Stein trügt nicht. Dort dürfen wir loslassen, die schwerste Übung in jedem Leben.
Bachkirche Arnstadt
Aufgetragen ist uns, zu allen Zeiten zu singen, mit fröhlichem Gesicht die frohe Botschaft weiterzutragen, furchtlos und dadurch überzeugend. Auch eine Art Predigt. Vielleicht liegen deshalb in Arnstadts Bachkirche Kanzel und Orgelempore auf Augenhöhe einander gegenüber.In der Arnstädter Bachkirche Bach und Schütz und Perti singen, den fröhlichen Kantor Bach spielen hören – Das war schon ein eindrucksvoller Abschluss einer nicht minder eindrucks-vollen Begegnung von „Kunst trifft Kunst“
Text: Sabine Baranowski
Kommentierte Bilder: Hubert Pfeil