Neue Chormusik


auf der Frühjahrsmusiktagung

in der Musikakademie Schloss Alteglofsheim
vom 9. Bis 12. Mai 2013.

Chormusik zeitgenössischer Komponisten führt in vielen Chören heute noch ein Schattendasein. Dass diese Musik dennoch gut singbar ist und auch für kleinere Chöre geeignet ist, hat Marius Schwemmer, Leiter des Amtes für Kirchenmusik der Diözese Passau bewogen, ein Chorbuch mit Liedern ausschließlich lebender Komponisten neu heraus zu geben. Cantica Nova so der Titel, unter der Schirmherrschaft des Allgemeinen Cäcilienverbandes unterstützt, beinhaltet auf 250 Seiten 67 für den Gottesdienst bestimmte Stücke.
Diese Publikation war Grundlage für die Frühjahrstagung auf Schloß Alteglofsheim. 25 Sänger hatten sich gefunden, um Chorstücke dieses Genre näher kennen zu lernen und 4-stimmig zu singen. Marius Schwemmer bot eine breite Palette unterschiedlicher Kompositionsstile. Namen wie Sandström und Nysted, Vertreter der skandinavischen Musik, klanglich gut geeignet in Fastenzeit und Advent. Maurice Duruflé, stark französisch expressionistisch, Colin Mawby, englisch, neuromantisch klingend oder Andreas Willscher, Kirchenmusiker in Hamburg standen u.a. auf dem Programm.
Die Klangsprache trotz Zeitgenossen sehr gut verständlich und in Harmonien gut singbar.

Den 2. Teil der Tagung leitete Gerhard Berger, Regionalkantor in der Diözese Passau und Spezialist für neues geistliches Lied. Er brachte neue Chorsätze, überwiegend 4-stimmig, mit die anspruchsvoll zu singen waren. Aber auch Musik in leichten Harmonien, die sofort ins Ohr gingen. Stellvertretend seien hier die Komponisten Martin S. Müller und Albert Frey genannt. Von großem Interesse wurden Bergers Beispiele aufgenommen, die sich mit dem Thema Tod und Trauer befassten. Hier fehlen auf dem Markt noch viele passende und inhaltlich verständliche Stücke. Erfreulich die Frische und Begeisterung, mit der Dozent Gerhard Berger sein Seminarprogramm vorstellte.

Im 3. Teil der Tagung wurde instrumental musiziert. 7 Instrumentalisten unter den Teilnehmern erarbeiteten ein Konzert von Georg Friedrich Telemann. Ursula Bongard als professionelle Geigenpädagogin, versiert in stilistischen, technischen und dynamischen Interpretationsmöglichkeiten, führte uns zu einem optimalen Ergebnis.

Am letzten Tag hatten wir Gelegenheit, im Gottesdienst der Ortsgemeinde eine Auswahl der erarbeiteten Chor- und Instrumentalwerke vorzutragen. Für eine kleine Landgemeinde ein sicher klanglich anspruchsvolles Programm. Aus einzelnen Stimmen anmerkend, dennoch sich nicht überfordert fühlte.

Schade, dass nicht mehr interessierte Sänger und Chorleiter die Gelegenheit nutzten, sich in neuer Musik fortzubilden. In puncto zeitgenössischer Musik gibt es in unseren Chören noch viel Nachholbedarf und Aufbauarbeit. Es ist zu wünschen, dass auch künftig weitere Fortbildungsangebote bestehen, um diese neue Musik intensiver kennen zu lernen. Hier öffnet sich ein harmonischer Schatz, der bei vielen noch völlig unerforscht ist.

Vincenz Krol, Stuttgart

Für alle Interessierten findet sich hier eine Literaturliste, zusammengestellt von Dr. Marius Schwemmer.