Symbol Krippe


Zum Ausdrucken und Nachlesen als PDF-DateiBild "Krippe.jpg"

Die Krippe gehört inzwischen zu den unverzichtbaren Symbolen für das Weihnachtsfest, auch wenn sie, wie der Weihnachtsbaum, erst relativ spät eingeführt worden ist.
Es gibt sie in unzähligen Varianten in unseren Wohnungen und in öffentlichen Einrichtungen, in Kirchen, wie hier in St. Thomas, und auf manchen Weihnachtsmärkten, und das weltweit. Manche begnügen sich mit den Figuren der hl. Familie, andere bilden ein riesiges Szenario mit Hirten, den drei Königen und viel Lokalkolorit, nicht zu vergessen die Heerscharen der Engel, meist mit einem Schriftband, auf dem ihre Weihnachtsbotschaft steht: „Gloria in excelsis Deo“
Zu unseren Weihnachtsbräuchen gehört ein Gang zur Krippe, der besonders von den Kindern geliebt wird, weil´s da so viel zu entdecken gibt.
Viele Gemeinden geben sich Jahr um Jahr viel Mühe, ihre Weihnachtskrippe aufzubauen. In manchen immer die gleiche, in anderen ändern sich die Szenen. In Hohenberg, einem kleinen Ort in der Nähe von Aalen, hat der Künstlerpfarrer Siger Köder, der dort Gemeindepfarrer war, den Aufbau der Krippe als gemeinsame Aufgabe der Gemeinde praktiziert. Viele Gruppen waren auf verschiedene Weise daran beteiligt. In den Wochen vor Weihnachten wurde genäht und gezimmert, modelliert und gemalt, probiert und wieder verworfen. Die Krippe nahm nicht nur den gesamten Altarraum ein, sondern ging bis ins Seitenschiff hinein und erweiterte die Weihnachtsgeschichte mit anderen Personen und Szenen aus der Bibel, die damit zu tun haben.
So etwa sieht man Adam und Eva, wie sie vom Engel aus dem Paradies geworfen werden. Denn mit Weihnachten kehrt sich die Geschichte um: Das Paradies ist wieder offen: Der Cherub steht nicht mehr dafür, Gott so Lob, Ehr und Preis. Oder man sieht den Propheten Jesaia, mit einem Bart, der genauso lang ist wie die Schriftrolle, auf der seine Prophezeiung steht: „Seht, die junge Frau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben.“
Daneben aber natürlich auch den Musikverein von Hohenberg in Originaltracht und frisch geputzten Blasinstrumenten und Holzarbeiter im Wald und Bauern auf dem Feld: Ganz Hohenberg ist um die Krippe versammelt. Und dazu noch ein paar Pilger auf dem Weg nach Santiago di Compostella, weil doch Hohenberg eine Station auf dem camino ist und die Kirche dem hl. Jakobus gewidmet ist. Nicht zu vergessen, dass über dieser grossen Krippenszene eine ganze Reihe von Engeln mit gefiederten Flügeln schweben, gehalten von unsichtbaren Fäden....

Dies ist nur ein Beispiel für die vielgestaltige Ausformung der Krippen. Und so ist es kein Wunder , dass sich fast so etwas wie ein Krippentourismus entwickelt hat. Menschen von nah und fern kommen, um sich solche Krippen anzusehen.
In Köln pflegt man den sog.„Krippengang“: Man macht sich auf den Weg, um sie die Krippen in den verschiedenen Kirchen, die in Köln noch gut fußläufig zu erreichen sind, anzusehen. Auch hier findet man dann ganz unterschiedliche Arten.
So können Reisende im Kölner Hauptbahnhof eine Krippe mitten im zerstörten Nachkriegsköln bewundern. Jesus wird geboren in eine Stadt, die gezeichnet ist von den Grauen des Krieges. Ich hab dabei eine Frau erlebt, die ihrer Enkelin erzählte: Da bin ich hergelaufen, als ich so alt war wir Du. Da werden Erinnerungen wach an eine schreckliche Zeit, in der aber auch Weihnachten gefeiert wurde und mit den einfachsten Mitteln Krippen gebaut wurden.
Und in St. Maria Lyskirchen, einer kleinen Kirche am Rheinufer kann man die Krippe eingebettet in das Köln der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehen, mit dem jüdischen Apotheker, bevor er von den Nazis entfernt wurde. Mit 2 Rabbinern, die aus dem Fenster des Küsterhauses gucken. Zwei Beispiele also, wo Juden und Christen als Nachbarn friedlich miteinander leben. Das neugeborene Kind wurde als Jude geboren und hat als Jude gelebt. Auch das kann uns eine Krippe erzählen. Darüber hinaus macht die Krippe in jedem Jahr auf eine andere Gruppe in unserer heutigen Gesellschaft aufmerksam. In diesem Jahr sind es die Menschen, die ihre Heimat verlassen haben und hier bei uns einen Asylantrag gestellt haben. „Wie endet die Herbergssuche 2012“ lautet ihre Frage an uns.
Ich denke, Sie alle könnten diese Beispiele um ein Mehrfaches verlängern, und wir würden heute abend nicht mehr fertig mit all den schönen Krippen. Gemeinsam ist ihnen, dass Menschen das Geschehen von Bethlehem, so wie es bei Lukas erzählt wird, in ihre eigene Umgebung bringen. Und das ist wohl auch der entscheidende Gedanke: Die Geburt Jesu findet nicht nur in Betlehem und nicht nur vor gut 2000 Jahren statt, sondern sie ereignet sich immer wieder und an allen Orten der Welt, wo Menschen sich Gott öffnen und ihn als das entscheidende Geschenk ihres Lebens wahrnehmen.
Dazu noch ein letztes Krippenbild, das der oben schon erwähnte Siger Köder gemalt hat für seine Heimatkirche in Wasseralfingen. Es bildet die Weisheit des großen Mystikers Angelus Silesius ab, der da sagt,
"Wenn Jesus tausendmal in Bethlehem geboren wird, aber nicht in deinen Herzen, dann bist du ewig verloren."
Und so malt er das Jesuskind auf eine Andeutung von Stroh mitten in die Brust seines Stammvaters David. Hier will Jesus wohnen, aber nicht nur bei David.
Wenn dem so ist, sind wir allesamt selber eine lebendige Krippe. Und wie die aussieht, das gestalten wir selber mit unserem eigenen Leben.

Hubert Pfeil