Professor Dr. Theo Seidl †
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Am 1. März 2025 verstarb in seinem Heimatort Scheyern Prof. Dr. Theo Seidl im 80. Lebensjahr, nachdem er infolge eines Sturzes und einer Operation die letzten eineinhalb Jahre mit einer Querschnittslähmung leben musste.
Theo Seidl war Jahrzehnte lang der Werkgemeinschaft Musik als geistlicher Begleiter vieler Musikwochen verbunden und etliche Jahre Mitglied im Führungskreis. Im Jahr 2023 begleitete er als Priester letztmalig den „Wieser Musikherbst“, den er nicht nur mit seinen liebevoll und auf hohem geistigen Niveau gestalteten Gottesdiensten, sondern auch mit seiner treffsicheren Tenorstimme und seinem hingebungsvollen Cellospiel bereicherte.
Theo Seidl, gebürtiger Münchner, hatte von 1991 bis 2010 den Lehrstuhl für Altes Testament an der Universität Würzburg inne und genoss als Theologe internationalen Ruf.
Daneben aber galt sein Interesse aller Kunst und Kultur, insbesondere der Musik, die er von Jugend an leidenschaftlich betrieb. Sein Essay über die Vier ernsten Gesänge von Brahms würde, was die musikalische Analyse betrifft, jedem Musikwissenschaftler Ehre machen, und seine Abschiedsvorlesung in Würzburg hielt er über die Chichester Psalms von Leonard Bernstein. Dass er daneben ein begeisterter Fußballer war, darf nicht vergessen werden.
Wer das Glück hatte, Theo Seidl begegnet zu sein oder gar den Vorzug freundschaftlicher Verbundenheit mit ihm genoss, der weiß, dass diese Aufzählung seiner Meriten nur einen Teil seiner Persönlichkeit umreißt. Überstrahlt wurden seine theologische Kompetenz, seine Bildung und seine musikalischen Fähigkeiten von seiner Herzenswärme, die sich jedem unmittelbar mitteilte. Wenn Theo Seidl fragte: „Wie geht es dir?“, dann spürte man, dass dies nicht eine Höflichkeitsfloskel war, sondern eine Frage, die wirklicher Anteilnahme an den Belangen des Mitmenschen entsprang.
Auf ihn trifft zu, was der Psalmist über den Rechtschaffenen sagt:
„Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zur rechten Zeit, seine Blätter verwelken nicht, und alles, was er tut, gerät ihm wohl.“
Theo Seidl hat reiche Frucht gebracht.
Arno Leicht