Feierliches Festwochenende in Altenberg


anläßlich des 60. Geburtstages der Werkgemeinschaft

Im Juli 2006, auf der (bis dahin geplanten) letzten Witt-Wieswochesprach man untereinander: ‚Wir sehen uns doch dann in Altenberg wieder zum 60. Geburtstag?'

Der Plan war bekannt, ziemlich riskant, wenn man das ins Auge gefaßte Programm betrachtete. ‚Nelson-Messe' von Josef Haydn - das ist nicht unbedingt ganz leichte Kost für eine so kurze Probenzeit - denn die Anreise war Freitag, den 18. Mai, Sonntag, 20. Mai sollte der Festgottesdienst im Altenberger Dom stattfinden.

Für uns ‚Nordlichter' aus Berlin war die Anfahrt nicht gerade kurz, aber am Freitag, zum Abendessen, waren wir pünktlich da. Und es war eine Freude, so viele bekannte Gesichter zu sehen, fast noch schöner war es, Menschen persönlich kennenzulernen, mit denen man sich bisher nur per Mail ausgetauscht hatte.

Die erste Probe war dann eine Überraschung. Wer Erfahrung mit der ersten Probe auf den Wieswochen hat, der kennt das Empfinden: Das kann gar nicht klappen, das ist ja das reinste Chaos. Und da hat man immerhin eine Woche Zeit bis zum Konzert. Hier aber, in Altenberg, klang das beim ersten Ansingen ganz anders. Als Herr Witt nach dem Gloria die Probe beenden wollte, da waren sowohl der Chor als auch die Instrumentalisten der Meinung, nein, wir machen weiter. Und so sangen wir Freitagabend das gesamte Programm, sprich: Nelson-Messe komplett (außer Credo), den Eingangschor zu Bachs Kantate 137 ‚Lobe den Herren', das ‚Gratias agimus tibi' aus der h-moll-Messe und unter der Leitung von Herrn Andrees den Segensspruch von Rutter durch. So, wie sich das anhörte beim ersten gemeinsamen Proben, kann man davon ausgehen, daß viele entweder die Nelson-Messe schon kannten und schon wenigstens einmal gesungen hatten, oder sich die beim Notenverschicken anempfohlene Botschaft (lernt mal schon zu Hause, wir haben nur einen Probentag) wirklich zu Herzen genommen hatten. Es war schön, und wir waren alle zuversichtlich: Das klappt am Sonntag.

Das sich anschließende gemütliche Beisammensein bei gut mundendem Kölsch (Bier aus Reagenzgläsern, so wurde von bayerischer Seite gewitzelt) erwies sich dann sozusagen als Fundgrube. Wen kannte man, wen lernte man kennen? Als die ersten Fässer Kölsch vertilgt waren, gab es Flaschenbier, oh, jetzt gibt es richtiges Bier, so der Kommentar von Nicht-Rheinländern.

Der Samstag - Morgenlob um 7.30 Uhr, eine eher unchristliche Zeit - empfing uns mit warmem, aber ausgiebigem Regen, typisch für das Bergische Land.Nun - für einen Arbeitstag, wie man ja diesen Probentag bezeichnen muß, kein schlechtes Wetter. Da ist man nicht abgelenkt durch zu viel Sonne, die einen dazu verleiten kann, durch die schöne Landschaft zu schlendern oder sich die (ich war 1963 das letzte Mal in Altenberg) inzwischen so großartig veränderte Umgebung anzusehen.

Nach der abendlichen Generalprobe wurde das Geburtstagskind in einem Festakt - untermalt von Geigenklängen - gebührend gefeiert. Die Festredner stellten ausführlich die 60-jährige Geschichte der Werkgemeinschaft anhand der vielen sie prägenden Persönlichkeiten dar. Besonders betont wurde das Anliegen der Werkgemeinschaft, sich der Jugend zu widmen.

Danach konnte man sich, wie auch schon am Abend vorher, der Bewegung, dem Tanz - geleitet von bewährter Hand (Agnes Krämer) - zuwenden oder, wenn die Polka nun doch manchem zu heftig war, weiterhin bei Wein oder Kölsch (100 Liter dieses anfangs so geschmähten Getränks sollen getrunken worden sein - ja Singen macht durstig.) plaudern und weiter Erfahrungen austauschen, Pläne schmieden, in vergangenen Zeiten schwelgen oder sich einfach auf die nächste Wies freuen.

Sonntag dann im vollbesetzten Dom, der nach der Restaurierung selber mit den herrlichen Fenstern, der edlen Architektur strahlt, erklang die jubelnde Musik als würdiger Dank für die letzten 60 Jahre - eine gelungene Leistung in so kurzer Zeit.

Zum Probenbeginn hatte Herr Witt scherzhaft geäußert: ‚Ich hoffe, Sie werden mir nach dem Gottesdienst genauso zugetan sein, wie Sie es jetzt sind'. Nun - da hatte er sich geirrt. Der beim anschließenden Sektempfang aufbrausende Beifall, als Agnes Krämer ihm für seine geleistete Arbeit sowohl im Vorfeld, als auch in den drei vergangenen Tagen dankte, da wage ich es, ohne Übertreibung und ohne Einwände einfach zu behaupten: Er hat sich neue Freunde geschaffen. Danke!

Gerlinde Redzich